Minkorrekt Folge 27 „Laborraketen“

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2014. Dies sind die Abenteuer von Methodisch inkorrekt, die in der neusten Folge wieder in Paper blicken die nie zuvor ein Mensch gesehen hat.

Zunächst aber bedanken wir uns für die vielen Löffelglockenbilder aus der letzten Sendung. Was wir aber eigentlich sagen wollten (in der Begeisterung aber vergessen haben): Die Aktion ist beendet, nehmt die Finger wieder aus den Ohren, die Tassen werden in den nächsten Tagen zu Euch geschickt.

Der Deutsche Alexander Gerst (@astro_alex) ist auf der ISS angekommen. Wir blicken zurück auf den Start und schauen uns das wissenschaftliche Programm an was nun auf Gerst wartet.

Thema 1: „statistisch gesehen gefälscht“ – Wir nehmen uns die Europawahl noch mal vor. Kann bei so einer Wahl manipuliert werden? Und haben wir Möglichkeiten so eine Manipulation zu erkennen? Wir diskutieren zwei Paper die genau das statistisch versuchen. Ein Paper versucht es mit dem Benfordschen Gesetz. Das andere vergleicht Wahlbeteiligung und das erzielte Ergebnis von Parteien. Ratet mal in welchen Ländern „Unregelmäßigkeiten“ aufgetreten sind.

Thema 2: „Papier, Stein, Schere, Lurch ohne Spock“ – Reinhard erklärt uns Strategien für das beliebte „Papier, Stein, Schere“ Spiel, zeigt uns aber auch wie die Natur ein ähnliches Prinzip nutzt um ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Lurchpopulationen zu erreichen. Enter: Der Exibitionistenlurch!

Experiment der Woche: „Die Ethanolrakete“ – Macht das nicht zu Hause! Ehrlich nicht, haben wir ja gemacht (hier und hier) für Euch!

Thema 3: „Der Typ stresst mich“ – Nicolas erklärt welchen Unterschied das Geschlecht des Experimentators bei Tierversuchen macht. Und er hat eine Idee seine Mitarbeiter zu „motivieren“ (vulgo: „zu verängstigen“)

Thema 4: „Wir brauchen einen neuen Grund“ – Reinhard beraubt uns unserem besten Argument für das Gläschen Wein am Abend. Was jetzt? Wir nehmen Vorschläge an!

Zuhörerfrage von Tobias aus Kassel: Warum können Hummeln fliegen? Warum behaupten Physiker das Gegenteil? Or do they? Wir retten unseren Berufsehre!

Nicolas schimpft zum Ende noch ein bisschen über das lahme Internet in Gelsenkirchen. Sogar der Mond hat bessere Datenübertragung. Ernsthaft!

Noch ein paar Termine:

Double-Feature-Hörertreffen mit dem „omega tau“-Podcast (am 3.6. um 19:00 Uhr im Unperfekthaus in Essen.

Die EHSM 2014 Konferenz vom 27-29 Juni in Hamburg.

Rausschmeißervideo: „Websiiiite!“ – Am 8.6. ist der Geburtstag von Tim Berners Lee, der Vater des Internets. Wir ehren ihm mit diesem Video.

21 Gedanken zu „Minkorrekt Folge 27 „Laborraketen“

  1. Da kommt man nach hause und muss sich durch eine Literaturrecherche quälen und dann sieht man, dass es eine neue Folge Minkorrekt gibt. Da macht das Arbeiten ja doch wieder Spaß!!!

  2. Zum Thema Wahlen mal ein paar Erfahrungen aus meinen bisherigen Einsätzen als Wahlhelfer:
    Als Wahlhelfer erhält man im Vorfeld ein Paket mit einer mehrseitigen Anleitung, wie genau welcher Schritt auszuführen ist und was auf jeden Fall vermieden werden muss sowie einem „Gesellschaftsspiel“, mit dem man üben kann (und sollte!).
    Die Auszählung der Briefwahl läuft so ab, dass ein Team von 6 zufällig ausgewählten Leuten in einem Raum eine bestimmte Anzahl an Bezirken auszählt. Die Briefe werden also geliefert, geöffnet, es wird überprüft, ob der Wähler alles richtig gemacht (Stichwort Wahrung des Wahlgeheimnisses: Der Stimmzettel befindet sich nicht im gleichen Umschlag, wie der Brief, auf dem ja noch persönliche Daten stehen) hat und anschließend werden die Stimmzettel von den Briefen getrennt und in eine Urne geworfen. Wenn das durch ist, werden die Briefe weg geschafft, die Urnen geöffnet und die Auszählung in 2er Teams (vier-Augen-Prinzip) beginnt. Wahlbeobachter ist übrigens jeder, der Zeit und Lust hat, dem Prozedere beizuwohnen. Um zu manipulieren müsste man also schon das Glück haben, im gleichen Wahllokal sowie im gleichen Team zu landen. Außerdem kann natürlich jeder Wahlhelfer bei Verdacht auf Manipulation sofort den Wahlleiter holen. Ich denke, die größte Fehlerquelle sind ungeübte Wahlhelfer. Ich habe z.B. bei der letzten BTW aus Versehen einer ungültigen Stimme dazu verholfen, doch ausgezählt zu werden. Aber selbst dabei wusste ich nicht, für welche Partei diese Stimme abgegeben wurde.
    Ein Wahlhelfer im normalen Wahllokal, der fleißig Stimmzettel ausfüllt, ist auch eher unwahrscheinlich, da dort immer Teams zu 3-4 Personen sitzen. Außerdem werden die Personen abgestrichen, die zur Wahl gekommen sind. Die Anzahl muss mit der Anzahl der ausgegebenen Stimmzettel überein stimmen. Man müsste also darauf pokern, dass eine bestimmte Person nicht erscheint, um einen zusätzlichen Stimmzettel abgeben zu können.
    Trotzdem ist es natürlich cool, dass man hinterher auch mathematisch überprüfen kann, ob alles ordentlich gelaufen ist.

    Ansonsten wie immer: toller Podcast, bitte mehr davon 🙂

    • Hallo Dominik,

      vielen Dank für den Einblick hinter die Kulissen bei einer Wahl. Das ist wirklich beeindruckend was da für ein „Apparat“ hinter steckt damit alles ordnungsgemäß und überprüfbar abläuft!

      Gruß! (NW)

  3. Hallo ihr beiden, wollte nur mal kurz danke sagen für euren Podcast. Ich freue mich immer wenn eine neue Folge von euch rauskommt. Macht weiter so!! 😉

  4. Alexander Gerst kommt aus Künzelsau. Wie alle europäischen Astronauten hat er unter anderem in Köln beim DLR trainiert.
    Bei Sojus 11 sind die Astronauten bei der Landung gestorben. Die Rakete beim Start hat einwandfrei funktioniert.

  5. Auch beim zweiten Durchhören geht mir wieder das Messer in der Tasche auf, wenn ich Euch über Wahlhelfer und heruntergefallene Stimmen vermuten höre. Ich bin selber Wahlhelfer (sieben Wahlen) und ärgere mich immer über solche Behauptungen.
    Eine Variante wäre, sich an einem Wahlabend kurz nach 18 Uhr in einem Wahllokal eine solche Auszählung anzusehen. Danach ist man schlauer. Leider war bisher nur einmal eine Person da, und diese wollte nur die Auszählungsergebnisse haben, um sie an $Umfrageinstitut weiter zu geben.

    Eine Wahl läuft so ab, dass morgens Stimmzettel und Wahlunterlagen eintreffen. Ab 8 Uhr kommen die Wähler entweder mit der Wahlbenachrichtigungskarte, ihrem Wahlschein oder Lichtbildausweis und dürfen nach Prüfung und Wahlvermerk (Haken) wählen. Nach 18 Uhr werden die Vermerke gegen die Stimmzettel in der Urne gezählt. Ergibt sich eine Differenz, so heißt es beides nochmals zählen. Besteht Immer noch eine Differenz, so muss dies vermerkt und begründet werden.
    Danach werden die Stimmzettel den Parteien zugeordnet und nochmals gezählt und gegen gezählt. Die Parteiensummen müssen zusammen wiederum die Stimmzettel/Vermerke-Summe ergeben. Dabei findet dies alles öffentlich statt und wird von sieben bis neun zufällig zusammengestellten Wahlhelfern durchgeführt.
    Bisher habe ich noch keine Manipulationsmethode entdeckt, habe aber auch noch nach keiner gesucht, zumal die Wahlhelfer namentlich bekannt sind und somit es leicht ist die schuldigen Personen zu finden.
    Zudem ist zu beachten, dass ein Wahllokal ca. 1500 Wahlberechtigte in den Unterlagen hat, ein Kippen einer Stimme also entsprechend wenig Gewicht auf die ganze Wahl hat.

    Ich hoffe das bringt etwas Licht ins Dunkel.

    • Hallo Andreas,

      vielen Dank für Deinen Einblick in einen Wahltag. Ich wollte nicht im mindesten den Eindruck erwecken, dass in deutschen Wahllokalen ständig betrogen wird. In der Tat schätze ich den Einsatz sehr, den die Wahlhelfer freiwillig (!) am Wahltag für die Demokratie bringen: Während andere kaum den mühsamen Weg ins Wahllokal schaffen, verbringen die Wahlhelfer den ganzen Tag im Lokal. Danke dafür.
      Ich werde dazu noch was in der nächsten Sendung sagen. Ich wollte aber überhaupt nicht den Eindruck erwecken, dass in Wahllokalen was schief läuft. Eigentlich wollten wir nur die statistischen Methoden zeigen, die es ermöglichen Betrug festzustellen. Wie wir gesagt haben, gab es aber in Deutschland zum Glück keine Unregelmäßigkeiten. Wenn wir etwas zu flapsig in das Thema eingeleitet haben tut mir das leid. Natürlich glaube ich nicht, dass dort einfach so Wahlzettel sprichwörtlich „unter den Tisch“ fallen.

      Sorry und vielen Dank für den freiwilligen Einsatz im Namen der Demokratie! (NW)

  6. Schön, wie Ihr Stalin auf englisch Zitiert und das dann ins Deutsche übersetzt. OK, vermutlich ist es schwer das Zitat auf Russisch zu sagen, insbesondere wenn man der Sprache nicht mächtig ist. Ich kann es definitiv nicht. Aber warum der Umweg über das Englische? Nicht böse gemeint, ist mir nur aufgefallen. 😉

    Wieder eine schöne Sendung. Und die Raketen sind ja echt gut losgegangen. Macht weiter so!

    Viele Grüße
    Michael

    • Das stimmt, ich hatte das Zitat von einer englischen Seite. Ich hätte es sofort ins deutsche Übersetzen können. Danke für den Hinweis! (NW)

  7. Ich hör euch noch nicht lange genug, um zu erkennen ob ihr da trollt, aber „Deep Space Nine“ ist „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ mit Raumschiffen? Also bitte… DS9 hat zwar auch einen durchgehenden Handlungsbogen und ausgearbeitete Charaktere, aber da hört’s auch schon auf mit den Gemeinsamkeiten. Dazu kommen Spannung, Humor, moralische und ethische Fragen, Krieg und in dem Zusammenhang jede Menge Grau statt Schwarz und Weiß. Kurz: DS9 ist Star Trek at its best. Und das erkennt man auch schon an den ersten beiden Folgen, also ist das Risiko mal reinzuschauen nicht all zu hoch 🙂

    Ähm.. ja. Wie gesagt, ich hör ich noch nicht all zu lange, aber euer Ansatz gefällt mir super. Ich scheitere meist bei dem Versuch mir Paper selbst durchzulesen, daher ist euer Podcast toll um trotzdem mal auf aktuelle Erkenntnisse oder spannende Forschung hingewiesen zu werden. Deshalb einfach mal Danke und weiter so 🙂

  8. Ich weiß, die Folge ist nichtmehr taufrisch, aber ich habe euch erst jetzt dank der Empfehlung von Hoaxilla (#170) entdeckt. Speziell zum Thema fliegende Hummeln meintet ihr „ich finde es immer wieder erstaunlich, wie weit wir mit unseren Flugmaschinen dann noch davon weg sind, sowas nachzuahmen“. An dieser Stelle würde mein Aerodynamik-Professor wohl entschieden widersprechen wollen. Das Hauptproblem hier ist das gleiche Problem wie das Problem mit der Behauptung, die Ameise wäre das stärkste Tier. Zugrunde liegt dort die Annahme, dass der Quotient aus Masse, die das Tier bewegen kann, und der Masse des Tieres selbst eine vernünftige Vergleichsgröße darstellt. Dies ist natürlich irreführend, denn wenn ich eine Ameise hochskaliere, dann steigt ihr Volumen (damit auch ihre Masse) in der dritten Potenz des Skalierungsfaktors, wohingegen die Querschnittsflächen nur in der zweiten Potenz steigen. Eine Ameise in Menschengröße könnte wohl kaum auch nur ihr eigenes Körpergewicht tragen. In der Aerodynamik gilt ein anderes Skalengesetz, dass in der Praxis aber noch viel schlimmer ist: Wenn ich ein Objekt hochskaliere, dann muss ich die Fluggeschwindigkeit durch den Skalierungsfaktor teilen, um die gleichen aerodynamischen Eigenschaften beizubehalten (siehe Reynolds-Zahl). Aus diesem Grund funktionieren zum Beispiel Papierflieger sehr gut mit einfachen, ungebogenen und flachen Flügeln, wohingegen große Passagiermaschinen gebogene und vergleichsweise dicke Flügel haben. Ähnliches beobachtet man, wenn man die Flügel der recht kleinen Insekten mit den Flügeln der größeren Vögel vergleicht. Je nach größe des Objekts sind völlig unterschiedliche Flügeltypen nötig. Man beachte, dass es niemals Flugtiere gab, die auch nur annähernd die Größe von modernen Flugmaschinen erreicht haben. Das populärwissenschaftliche Klischee „Forscher schauen sich tolle Dinge aus der Natur ab“ funktioniert deshalb nicht wirklich in der Aerodynamik.

  9. Das Experiment der Woche zeigt sehr eindrucksvoll, warum wir derzeit an Elektromobilität und Energiewende „scheitern“.
    Die chemische Speicherung von solarer Energie in Erdöl und Erdgas ist zwar ausgehend von der investierten Sonnenenergie nicht sonderlich effizient – aber das ist uns ja egal, weil sehr lang her. Die Energiedichte bezogen auf Masse und Volumen ist einfach unschlagbar – 1 Liter, 1 Kilo, 10kWh (Größenordnung). Dazu kann man eben auch noch den Luftsauerstoff verwenden – weil den Sauerstoff kann man ja auch nicht einfach so vernachlässigen – den hat man auf der Erdoberfläche ja einfach „dabei“.
    Sämtliche Batterietechnologien haben diese ganzen Vorteile nicht und auch die sog. power-to-gas Verfahren (also Energiespeicherung von Strom in chemischen Substanzen) haben einfach das Effizienzproblem, weil beim Erdöl rechnet halt keiner mehr aus, wie viele kWh Sonnenenergie denn überhaupt mal in das Erdöl geflossen sind.

    • PS: ich höre gerade parallel, daher vielleicht nicht das beste Kommentierverfahren…

      Ein Datenpunkt ist keine Tendenz, aber zwei Datenpunkte zeigen immer eine lineare Abhängigkeit. Man muss sich dann nur davon abhalten, einen dritten Datenpunkt zu generieren

  10. Moin Ihr Zwei,

    ein sehr verspäteter Kommentar – ich höre einfach alle Folgen chronologisch. 😉

    Zum Thema Benfordsches Gesetz: Trifft die Verteilung auch zu, wenn statt einer mittleren Ziffer die letzte Ziffer betrachtet wird? Für mittlere Zifferen erscheint mir die größere Häufigkeit logisch (Beispiel steigende Preise) – für die letzte Ziffer würde ich vom Gefühl eher eine Gleichverteilung unterstellen.

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